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Das 4K-Modell des Lernens: die Kompetenzen für das 21. Jahrhundert - lernen, was Computer nicht können

Aus „Was die Leute für 4K halten – und was es wirklich ist“ von Jöran Muuß-Merholz mit Zeichnungen von Hannah Birr, Agentur J&K auf Basis einer Folie von Markus Bölling
Aus „Was die Leute für 4K halten – und was es wirklich ist“ von Jöran Muuß-Merholz

Um das 4K-Modell des Lernens oder: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken, die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts, kommt man heute in Bildungsdiskussionen nicht herum. Aber was bedeuten diese 4K genau? Und was haben sie gleichzeitig mit Lernen in und mit der Natur und mit Bildung im Zeitalter der Digitälität zu tun? Spoiler: Beide proklamieren, sie können die 4K sehr gut fördern, besser als z.B. herkömmliche Schule. Und, warum sind es eigentlich 4Ks, wären 5Ks nicht noch besser? Spoiler: Ich denke: ja, 5Ks wären nötig - und damit beginnt die Diskussion eigentlich erst.

Wir wissen, Draussen lernen fördert die Schlüsselkompetenzen für das 21. Jahrhundert

Wie können Lernende von heute in einer sich ständig (und immer schneller) wandelnden Welt zukunftsfähig bleiben [Stichwort VUCA Welt]? Die vier Schlüsselkompetenzen für den Erfolg sind laut der UNESCO und dem Weltwirtschaftsforum Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken (4K). Denn um (zukünftige, noch unbekannte) Probleme zu lösen, muss man laterales und kreatives Denken entwickeln, im Team arbeiten, erfinderisch sein, Lösungen teilen und aus seinen Fehlern lernen können. Die Forschung zeigt, dass Draussenlernen diese Fähigkeiten – neben Autonomie, Selbstdisziplin, Konzentration und Sprachfertigkeiten – erfolgreich fördern kann.

(aus dem SILVIVA Blog: "Fünf gute Gründe, um draussen lernen zu fördern"

 

Uns Umweltbildungsfachleuten leuchtet das ein. Wir können auch mit wissenschaftlichen Studien untermauern, dass Draussen lernen die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts fördern.


Auch digitale Bildung zeitgemässe Bildung fördert die 4Ks

Allgemeine und digitale Kompetenzen, die durch den Leitmedienwechsel wichtiger werden. (Döbeli Honegger, 2017)
Allgemeine und digitale Kompetenzen, die durch den Leitmedienwechsel wichtiger werden. (Döbeli Honegger, 2017)

Die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts sind gleichzeitig auch die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Menschen immer besser können werden als Computer. Viele Digitalisierungs-Bildungsexpert*innen fordern deshalb auch mehr, oder eher eine bessere (ev. andere), Digitalisierung in Schule und Bildung. Auch digitale Bildung will die 4Ks fördern, aus den selben Gründen wie wir.

 

Wieder treffen sich die Ideen von innovativen (vielleicht reformistischen) Bildungsfachleuten wie im letzten Blogpost beschrieben: «… Fachexperten zur Digitalisierung der Bildung und die Naturbezogenen Umweltbildner*innen [sind] in vielem einig was gute Bildung betrifft. Wir treffen uns zum Beispiel immer wieder beim 4K Modell. Das kann Zufall sein, oder das Modell ist so allgemein (oder so banal), dass alle sich dort finden können…»

Ein guter Grund, dieses 4K-Modell einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

4K sind gut, …

Bei meinen Recherchen habe ich gelernt, dass 4K schon gut ist, aber 5K besser! Und das bestätigen auch viele Beobachtungen, die wir bei konzeptuellen und praktischen Arbeiten bei SILVIVA machen. Aber der Reihe nach.

 

Die 4Ks werden mittlerweile breit anerkannt und haben die Vorteile, dass sie überfachliche Kompetenzen beschreiben und einen modernen Umgang mit Wissen fördern. Das 4K «Modell» wird im Buch «Die vier Dimensionen der Bildung» (im Original  von von Charles Fadel, Maya Bialik, Bernie Trilling) als ein «Framework» beschrieben, das Diskussionen um die Neugestaltung von Bildungszielen und Curricula unter der Voraussetzung der Digitalität und einer VUCA Welt leiten soll. Es geht also um mehr als «nur» um Kompetenzen (=Skills), es geht um «Wissen, Skills, Charakter und Meta-Lernen» und WAS jeweils in diesen Bereich vermittelt werden sollte.

 

Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die Welt, für die unsere Bildungssysteme geschaffen wurden, sich sehr stark verändert hat («nicht mehr existiert») und sich weiter (rasch) ändern wird. D.h. auch allfällige neu entwickelte Bildungssysteme, wären bald veraltet. Deshalb sollen die Curricula im Bewusstsein einer unvorhersehbaren Zukunft modifizierbar gestaltet werden.

 

Ein paar Darstellungen des Modells:

Dass es in diesem Modell um mehr geht, als nur um «digitale Bildung», dass NUB und die BNE sich in diesem Framework auch finden können ist klar, da es v.a. um das WAS von Bildung geht. Das WIE muss danach diskutiert werden. Ausserdem zeigen schon die Untertitel des ersten Kapitels «Bildung für eine Welt im Wandel neu gestalten» dass es ohne BNE und NUB nicht gehen wird:

  • Globale Trends und Herausforderungen
  • Nachhaltigkeit
  • VUCA und Werte
  • Exponentielles Wachstum und Zukunftsprognosen
  • Der Einfluss von Technik auf die Gesellschaft
  • Technik, Automatisierung, Outsourcing und Jobs
  • Das Wettrennen zwischen Technik und Bildung

4K Modell Version "Worum es bei 4K darüber hinaus geht …" von Jöran Muuß-Merholz; Titelbild "Die vier Dimensionen der Bildung. Was Schülerinnen und Schüler im 21. Jahrhundert lernen müssen", ZLL21 Verlag; Kristina Wahl, diefraumitdemdromedar.de

... trotz Kritik, ...

Konsequenzen und Herausforderungen der Digitalisierung
Konsequenzen und Herausforderungen der Digitalisierung

Natürlich wird das Modell auch kritisiert (einige Aspekte stehen bereits im entsprechenden Wikipediaartikel). Dass die Dichotomie Wissen–Kompetenz eigentlich keine ist (z.B. darum) , möchte ich hier lieber nicht diskutieren, auch weil die Thematik im Buch explizit erwähnt wird (siehe z.B.: Kapitel 4: «Wissen und Skills gemeinsam denken» als PDF.)


Die Kritik, dass das Modell zu einseitig auf einer Effizienz-Logik basiert und v.a. die Kompetenzen fördern soll, die von «der Wirtschaft» gefordert werden, leuchtet mir schon viel eher ein. Gerade, wenn ein solches Modell stark von verschiedenen (neoliberalen) Wirtschaftsorganisationen gelobt und gepusht wird, werde ich kritisch. Ich denke aber, das Modell lässt sich sehr gut auch für unsere (NUB) Themen nutzen und wir können sollen müssen es mit unseren Lerngegenständen füllen und so sowohl die NUB schärfen als auch die Nutzung und Deutung des Modells konstruktiv mitgestalten.

... aber 5k sind besser. ...

Dass das 4K Modell erweitert werden kann (und soll), zeigt sich auch bereits im Wikipediaartikel darüber. Die aktuellen, diversen und verknüpften Krisen in denen sich die Welt befindet - die wir auch mit NUB und BNE angehen müssen – und v.a. die nicht umgesetzten, neuen Lösungsansätze, die es braucht, zeigen deutlich, es fehlt auch an Komplexitätsverständnis. Mit Lisa Rosa glaube ich, dass das 4K Modell um das 5. K «komplexes Denken» erweitert werden muss. Tweet von @lisarosa vom 30.10.2019:

 

«Die Montessorischulen stehen seit 99 Jahren für die wissenschaftlich begründete und praktisch erprobte Alternative eines Schulsystems, in dem die 5K - komplexes Denken, kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und Selbststeuerung Prinzip sind.

Von den Montessori-Pädagogen, bei denen ich das letzte WE zum zweiten Mal zu Besuch war, habe ich u.a. gelernt, dass Weblogs und andere komplexe digitalen Medienformen virtuelle vorbereitete Lernumgebungen sein können.»

https://twitter.com/lisarosa/status/1189597037618184192


… und nachhaltiger!

Lernen in und mit der Natur kann – neben der Förderung der 4Ks - einen wichtigen Beitrag zur Förderung des 5. Ks «komplexes Denken» leisten. Noch weiss ich nicht im Detail und in der Praxis wie. Aber die komplexen Systeme der Natur, und wie wir sie beeinflussen, wird ein Kern der NUB bleiben.

 

Gleichzeitig müssen wir uns bewusst sein, dass gerade komplexe Vorgänge in Systemen nicht immer einfach beobacht- und direkt erlebbar sind. Das heisst, draussen Natur erleben wird alleine nicht reichen. Da können uns aber digitale Hilfsmittel unterstützen.


Finden wir zusammen heraus, wie wir komplexes Denken in der NUB lehren und lernen können, wie wir die 5Ks hilfreich in unsere Methodik einbauen können und wie wir praktische Erlebnisse und digitale Hilfsmittel dafür gemeinsam einsetzen und damit zeitgemässe und zukunftsfähige Bildung machen.

Christian Stocker, Stiftung SILVIVA

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Kommentare: 2
  • #1

    Rahel Wöhrle (Montag, 13 Juli 2020 15:20)

    Ist es nicht so, dass die Welt schon immer viel komplexer, uneindeutiger, verletzlicher und veränderlicher war, ist und sein wird, als wir es gerne hätten, und wir haben einfach die Erklärungsmuster und Bewältigungsstrategien früherer Zeiten etwas herablassend belächelt, und merken jetzt, dass wir mit unserem technologisierten Vorgehen auch nicht so viel Kontrolle herstellen können, wie wir gehofft hatten?

    Vielleicht sollten wir neben den 5K auch noch die «Bedienungsanleitung» für unseren Verstand lehren und lernen. (ich lese gerade: https://www.ofv.ch/sachbuch/detail/darwin-schlgt-kant/504421/ ) Was nützt es, wenn wir digitale Tools und Möglichkeiten haben, aber doch immer wieder in die selben Fallen tappen, weil wir das "Betriebssystem" der menschlichen Vernunft nicht verstehen?

  • #2

    Markus Ternes (Montag, 31 Januar 2022 14:49)

    Für das Lernen und Lehren komplexen Denkens in der NUB, wären somit möglicherweise 'naturgetragene Lernarrangements', die unsere Sinneskanäle für Impulse zur Reduktion von Komplexität öffnen, Erfahrungen wert.

    Diese Inspirationen, als nachhaltige 'Manifestationen' komplexen Denkens und zukunftsfähigen Handelns, könnten sich beispielsweise auf Basis selbstkompetenter 'flowgetragener' Lernerlebnisse einstellen.

    Quasi als Bausteine unserer 'Bedienungsanleitung'.

    Deshalb freue ich mich in 2022, besonders auf unser gemeinsames Ausprobieren des 'Wie'.