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Natürlich begleitet in Losone

#Praxisbeispiele

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Lernen ausserhalb des Klassenzimmers zu fördern. Ein Beispiel ist das Projekt «Natürlich begleitet», in dessen Rahmen viele Klassen in Losone im Bosco di Maia unterrichtet werden. Dies ist eines der erfolgreichen Praxisbeispiele, die am zweiten Austauschtreffen 2023 in der italienischen Schweiz vorgestellt wurden.

 

von Amina Elia

Draussenlernen, draussen unterrichten, Unterricht ausserhalb des Klassenzimmers sind Begriffe und Praktiken, die in den letzten Jahren in schulischen, ausserschulischen und Forschungsumgebungen immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Wahrscheinlich auch wegen der Covid-19-Pandemie, die uns einerseits dazu veranlasst hat, uns viel in geschlossenen Räumen aufzuhalten, und uns andererseits gelehrt hat, dass der Aufenthalt an der frischen Luft die Übertragung von Viren erschwert und das Wohlbefinden verbessert. Schule draussen zu machen, ist jedoch keine Praxis, die erst vor kurzem entstanden ist.

Bosco di Maia
Riserva bosco di Maia © Luca Provini, Responsiva Sagl

Viele Schülerinnen und Schüler in Losone lernen draussen unter dem Blätterdach im Waldreservat Bosco di Maia. Möglich wurde dies durch das Projekt «Natürlich begleitet», das von Federico Cahenzli (Grundschullehrer, Forstwirt und Illustrator aus Leidenschaft) konzipiert und vom Patriziato Losone sowie von der Schulleitung unterstützt wird. Das Projekt verfolgt ein dreifaches Ziel: Zum einen sollen das im Jahr 2020 eingerichtete Waldreservat Bosco di Maia und der Naturlehrpfad gefördert und belebt werden. Das zweite Ziel ist die Unterstützung der Lehrpersonen bei Ausflügen ausserhalb des Klassenzimmers. Schliesslich soll das Projekt auch dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Beziehung zur Natur und zur lokalen Umgebung stärken.

 

Das neue Projekt, das im September 2022 gestartet ist, bietet Lehrpersonen die Möglichkeit, die für ihre Klasse am besten geeignete Form zu finden. Sie können wählen, ob sie nur ein- oder zweimal während des Schuljahres an dem Projekt teilnehmen, um den Wald zu erleben, oder ob sie ein umfangreicheres Projekt mit regelmässigen (monatlichen oder zweiwöchentlichen) Ausflügen entwickeln wollen. Federico sagt: Es ist wichtig, dass diejenigen, die lehren, und diejenigen, die lernen, die Möglichkeit haben, das Potenzial des Draussenlernens gemeinsam zu entdecken. Idealerweise sollten wir regelmässig in den Wald gehen, damit die Ausflüge in den Wald Teil des Schulalltags der Kinder werden und nicht nur eine Ausnahme auf ihrem Lernweg darstellen. Ausserdem hat er den Eindruck, dass diejenigen, die 8-10 Ausflüge unternommen hatten, mit ihren Erfahrungen zufriedener waren. Trotzdem bietet er den Klassen in Losone an, sie auf einzelnen Ausflügen zu begleiten, denn: ein Ausflug ist besser als keiner. Federico steht seinen Kollegen zur Verfügung, um gemeinsam didaktische Pfade oder Projekte vorzuschlagen und zu planen, die die verschiedenen Fachbereiche (Italienisch, Mathematik, Kunst, Natur Mensch Gesellschaft usw.) berücksichtigen und die vor Ort vorhandenen Anregungen und Materialien nutzen.

Federicos Ansatz konzentriert sich nicht nur auf das Lernen der Kinder: Mit ihnen wechselt er ab zwischen Momenten des frontalen Erklärens, kollektiven Diskussionen und Momenten, in denen er ihnen die Möglichkeit gibt, selbst zu experimentieren und zu entdecken. Gleichzeitig ist er bestrebt, mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrpersonen in einen Dialog zu treten und gemeinsam Überlegungen anzustellen, wobei er die Lern- und Sozialisierungsmöglichkeiten aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Auf diese Weise möchte er die pädagogische Praxis für die Lehrenden nachhaltiger gestalten, ihnen die Möglichkeit geben, ihre Lernenden in einem anderen Kontext als dem des Klassenzimmers kennen zu lernen, und das Potenzial des Waldes als Lernort aufzeigen.

 

«Es ist wichtig, dass Lehrpersonen und Schüler*innen die Gelegenheit haben, gemeinsam das Potenzial von Draussenlernen zu erfahren.»

 

Er erzählt uns eine kleine Anekdote: Auf dem Rückweg zur Schule, an einem regnerischen Tag (die Wettervorhersage versprach trockeneres Wetter, als es dann tatsächlich war), durchnässt und umgeben von dichtem Nebel, begannen die Kinder einander Geschichten zu erzählen, angeregt durch die stimmungsvolle und manchmal fast magische Umgebung, in die sie eingetaucht waren. Er war beeindruckt von den Geschichten, die sie auf dem Rückweg, beim Mittagessen und am Nachmittag spontan erfanden. Seiner Erfahrung nach fällt es den Kindern normalerweise schwer, Inspiration zu finden, wenn sie im Unterricht aufgefordert werden, eine Geschichte zu schreiben.

Aline Bracelli ist eine der Lehrerinnen, die mit ihrer dritten Klasse von den Begleitungen profitiert. Aline hat uns erzählt, dass sie sich sehr über die Teilnahme an diesem Projekt gefreut hat. Einer ihrer anfänglichen Zweifel betraf den Zeitplan, da sie befürchtete, wegen der häufigen Ausflüge in den Wald nicht alle Themen des Lehrplans abdecken zu können. Nun, zwei Drittel des Schuljahres später, sagt sie, dass es ihr zusammen mit der Klasse gelungen ist, viel mehr zu erreichen, als sie erwartet hatte (sowohl in Bezug auf fachliche und überfachliche Kompetenzen als auch auf den Zusammenhalt der Klasse und das persönliche Selbstwertgefühl der Kinder); nicht «trotz der Ausflüge», sondern «dank der Ausflüge.»

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, das Lernen draussen zu verwirklichen – dies ist nur eine von vielen. Sie wurde durch die Zusammenarbeit zwischen einer motivierten und leidenschaftlichen Person, einer Organisation (dem Patriziato Losone), die bereit war, einen Teil des Projekts zu finanzieren, und einer Schule, welche die vorgeschlagenen Möglichkeiten begeistert aufgriff, möglich gemacht.

 

 

Kontakte:

https://www.boscodimaia.ch/de

boscodimaia@bluewin.ch

 

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