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NUB im urbanen Raum 2021 – Land-Art rund ums Schulhaus

#aus den Kursen #Praxisbeispiele

Im Kurs «Naturbezogene Umweltbildung im urbanen Raum 2021» des CAS Naturbezogene Umweltbildung sind verschiedene Blogbeiträge zu Umsetzungen des Themas «Lernen in der Stadtnatur» entstanden. Sie werden hier in diesem Format veröffentlicht.

Danke allen Autor*innen und Beteiligten.

Nadine Schlappritzi

Land-Art rund ums Schulhaus

Bei uns im Schulhaus stand kurz nach den Sommerferien eine Projektwoche an. In diesem Jahr war das vorgegebene Thema «Kunst» und sollte innerhalb des Zyklus klassendurchmischt stattfinden. Da ich selber sehr gerne kreativ bin und zum Ausgleich oft zeichne oder mich seit neuestem im Brush-Lettering übe, habe ich mich sehr auf diese Woche gefreut und mich bereits in den Sommerferien intensiv damit beschäftigt, wie ich diese zwei Halbtage gestalten möchte. Ich hatte mich bereits für einige Künstler entschieden und mit der groben Planung begonnen. Der CAS Vertiefungskurs «NUB im Urbanen Raum», welchen ich im August besuchen durfte, hat mich dann aber auf die Idee gebracht, die beiden Themen Natur und Kunst miteinander zu verbinden. So habe ich meine bisherige Planung über den Haufen geworfen und mich ins Thema «Land-Art» eingelesen. Daraus sind zwei abwechslungsreiche und kreative Halbtage entstanden, welche ich mit zwei verschiedenen Gruppen durchführen durfte.

Warum lassen sich diese beiden Themen so gut verbinden? Unsere Natur ist so unglaublich schön und bietet so viel Kunstvolles, alleine die Farbenpracht bringt mich immer wieder zum Staunen. Blätter oder Blüten lassen sich beispielsweise als Farben verwenden, mit Steinen unterschiedlicher Formen und Farben lassen sich wunderschöne Mosaike legen und mit den verschiedensten Materialien können Kinder kreativ werden und eigene Kunstwerke oder Skulpturen erstellen. Es ist auch spannend zu beobachten, wie lange die erstellten Kunstwerke in der Natur erhalten bleiben und wie sie sich mit der Zeit verändern bis sie dann ganz verschwinden. Aus diesen Gründen wollte ich einmal fast komplett auf Papier, Pinsel, Stifte usw. verzichten und den Kunstunterricht komplett nach Draussen verlegen.

Mit unserem Aussenschulzimmer, dem naturnahen Pausenplatz und dem angrenzenden Weiher als Naherholungsgebiet war alles vorhanden, was ich für die Umsetzung meiner Ideen brauchte. Mir war wichtig, dass wir uns nur rund ums Schulhaus bewegen, damit die Kinder ihre tägliche Umgebung noch besser kennen und schätzen lernen.

Während zwei Morgen waren wir rund ums Schulhaus unterwegs und haben in zahlreichen spielerischen und kreativen Aktivitäten unsere Umgebung kennengelernt, erforscht, erkundet, mit allen Sinnen gespürt und mitgestaltet.

Nach der Begrüssung und dem gemeinsamen Kennenlernen haben wir uns in einer stillen Runde mit dem Begriff Land-Art auseinandergesetzt. Die Schüler*innen haben mich mit ihren zahlreichen Ideen sehr überrascht. (Bild 1)

Danach haben die Schüler*innen den Pausenplatz mit allen Sinnen erforscht. Dazu haben sie zuerst einen Ort gesucht, der ihnen besonders gefällt und sich folgende Fragen gestellt: Was sehe ich? Was höre ich, wenn ich die Augen schliesse? Was macht den Ort besonders für mich? Welchen Gegenstand, möchte ich mitnehmen und jemandem zeigen? Nach einem Austausch mit verschiedenen Partnern haben wir die Gegenstände nach verschiedenen Kriterien immer wieder neu geordnet. Nachdem ich die Geschichte vom zersplitterten Regenbogen erzählt habe, haben wir aus den gefundenen Gegenständen einen Farbverlauf gelegt. (Bild 2)

Nachdem die Schüler*innen blind und barfuss über den Pausenplatz geführt wurden und in einer weiteren Übung «Gedächtnis-Fotos» von schöne Orten gemacht haben, durften sie in die Pause.

Nach der Pause haben wir mit Motivsuchern schöne Untergründe gesucht und diese anschliessend mit Naturmaterialien unterstrichen. Die tollen Kunstwerke haben wir gemeinsam besucht und einander vorgestellt. (Bilder 3a und 3b)

Als weitere Übung haben die Kinder versucht Gefühle darzustellen. Um die Präsentation etwas spannender zu machen, wurden die einzelnen Kunstwerke mit Nummern versehen. Mit Stift und Papier bewaffnet haben die Kinder versucht herauszufinden, welche Gefühle dargestellt wurden. Zum Abschluss wurde das Rätsel natürlich aufgelöst. (Bilder 4a und 4b)

Zum Schluss des ersten Tages habe ich den Kindern mit Hilfe von Bildern und Texten den Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy vorgestellt. Nachdem sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Projektwochen-Tagebuch notiert haben, haben wir gemeinsam einen Ausblick auf den nächsten Morgen gemacht.

Zu Beginn des zweiten Morgens haben wir die Kunstwerke des ersten Tages noch einmal aufgesucht. Es ist erstaunlich viel noch dagewesen, obwohl einige Kunstwerke mitten auf dem Pausenplatz entstanden sind.

Nach einem gemeinsamen Spaziergang zum Weiher haben wir kurz besprochen, was ein Mandala ist und wie diese gestaltet werden können. Die Kinder haben sofort losgelegt und es sind tolle Bilder entstanden. Auch diese Kunstwerke haben wir natürlich gemeinsam besucht und die einzelnen Gruppen haben etwas zum Entstehungsprozess erzählt. (Bilder 5a, 5b und 5c)

Zurück im Schulhaus durften die Kinder anhand eines Filmausschnitts sehen, wie Andy Goldsworthy in der Natur arbeitet und welche Hilfsmittel er benutzt. Anschliessend haben die Kinder in Gruppen ein eigenes Projekt geplant, welches sie nach der Pause umsetzen sollten. Die Kinder waren sehr kreativ und präsentierten am Schluss des Morgens voller Stolz ihre entstandenen Arbeiten. (Bilder 6a, 6b, 6c und 6d)

Nach dem Eintrag ins Projektwoche-Tagebuch und einer gemeinsamen Feedbackrunde waren die beiden Morgen dann auch schon um. Den Kindern und mir hat es sehr viel Spass gemacht und ich bin mir sicher, dass einige von ihnen den Pausenplatz oder auch den eigenen Schulweg nun mit ganz anderen Augen betrachten.

Die Kinder haben eine neue Kunstform kennen gelernt und erfahren, wie sie ihrer Kreativität mit allen möglichen Materialien aus der Natur freien Lauf lassen können. Sie haben die Schönheit der Natur rund ums Schulhaus mit allen Sinnen wahrgenommen und lernten diese Schönheit zu respektieren. Sie haben in Gruppen eine Arbeit geplant, sich dabei gut abgesprochen und ihre Planung den natürlichen Umständen rund ums Schulhaus angepasst. Das Projekt war grosser Erfolg für uns alle!

Linkliste

Kunstmuseum Thurgau / Museum für Kinder

www.kunstmuseum.tg.ch / www.museum-fuer-kinder.tg.ch

Das Kunstmuseum Thurgau bietet für Schulklassen massgeschneiderte Programme zu allen möglichen Kunstthemen an. Im Rahmen von «Museum für Kinder» wird im Frühling und Sommer ein Workshop zum Thema Land-Art angeboten. Die Klasse besucht zuerst mit der Museumspädagogin die Kunst im Museumsgarten und hat im Anschluss die Möglichkeit, im Wald selber Materialien zu sammeln und Kunstwerke zu erstellen.

Land Art Pfad in Engelberg

www.engelberg.ch/aktuelles-events/land-art-pfad/ 

Aktuell stellen zehn Künstlerinnen und Künstler im Hungerbodenwald auf der Gerschnialp (Engelberg) ihre Land-Art Kunstwerke in einer Ausstellung aus. Mit wachen Augen können Besucherinnen und Besucher auf dem einfach zu bewältigenden Rundgang verweilen, die Kunstwerke begutachten und berühren und in einem Workshop sogar selber aktiv werden.

Naturmuseum Thurgau

www.naturmuseum.tg.ch

Im 1. Stock des Naturmuseums Thurgau zeigen verschiedene Räume die Vielfalt der im Thurgau lebenden Pflanzen und Tiere. Ein Raum stellt dabei den Lebensraum Dorf und Stadt dar. In einem nachgebauten Dachstock lassen sich mit Taschenlampe Untermieter ausfindig machen und in einer Schublade können vielfältige Tierspuren gefunden werden. Dazu passend gibt es zwölf «Gwunderkisten», welche dazu einladen, diese Ausstellung selbständig und aktiv zu erkunden. Neben zahlreichen Angeboten für Schulklassen bietet das Naturmuseum Thurgau in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Thurgau jährlich mehrere Weiterbildungskurse für Lehrpersonen an.

Naturmuseum St. Gallen

www.naturmuseumsg.ch

Der Museumspark, gelegen über dem Autobahntunnel Stephanshorn, ist ein menschengemachter Naturraum und widmet sich dem Wechselspiel zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit. Zwischen Blumen, Laub- und Nadelbäumen lädt er ein zum Verweilen und ein Stück Natur mitten in der Stadt zu geniessen. Im Forscherteich lassen sich verschiedene Algen und Kleinstlebewesen entdecken. Ab Juni 2022 widmet sich die Sonderausstellung im Museum dem Thema «Wildes St. Gallen- die Stadt als Lebensraum». Auch das Naturmuseum St. Gallen bietet zahlreiche Angebote für Schulklassen und Weiterbildungen für Lehrpersonen rund um das Thema Natur und Umwelt an.

WWF Schweiz

Suche | WWF Schweiz

Der WWF Schweiz bietet nebst Schulbesuchen und Workshops für Lehrpersonen zahlreiche Unterrichtsmaterialien als Download an. Besonders interessant ist dabei die Serie «Draussen Unterrichten», mit welcher zahlreiche Lektionen nach draussen verlegt werden können. Dabei geht es nicht nur um den Gestaltungsunterricht, wie hier im vorliegenden Kompetenznachweis, sondern auch um Fächer wie zum Beispiel Mathematik, Musik und Sprache. So findet der Unterricht direkt rund ums Schulhaus statt, so dass die Kinder den zu behandelnden Stoff in und mit der umliegenden Natur erlernen.

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