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Gemeinsam gestalteter Lebens-, Spiel- und Lernraum: das Schulareal in Zeihen

#Praxisbeispiele
Planungsskizze

Die Schule Zeihen geht mit ihrer Draussenschule, welche seit fünf Jahren für alle Schulkinder fest im Stundenplan steht, schon lange pionierhaft voraus in Sachen Draussenlernen. Noch vor drei Jahren hat jedoch ein interessierter Besucher angemerkt, dass man dem Schulareal selbst gar nicht ansieht, wie hier draussen unterrichtet wird. In einer beispielhaften Verknüpfung von Projekten der Schülerinnen und Schüler und unter Einbezug der ganzen Dorfbevölkerung hat sich das seither geändert.
In der Online-Austauschrunde von SILVIVA am 9.März 2025 hat Julia Strunz, Naturpädagogin an der Schule Zeihen, von diesem Weg erzählt.

Auch die Schulkinder aus dem Zyklus 2 stellten im Sommer 2022 einen Missstand fest: sie beteiligten sich im Rahmen der Draussenschule an einem Citizen Science Projekts zum Thema Hitze im Siedlungsraum, bei dem es um die Auswirkungen des Klimawandels und die Adaption daran in den Aargauer Gemeinden ging. Die Kinder merkten schnell, dass der weitgehend versiegelte Schulhausplatz ein «hot spot» war, auf dem es im Sommer viel zu heiss wird. Sie entwickelten aufbauend auf dieser Erkenntnis Projektideen, wie der Schulhausplatz lebensfreundlicher werden könnte.

Es braucht das ganze Dorf

Das Team der Lehrpersonen realisierten, dass sie für die Umsetzung dieser Ideen die Unterstützung des Dorfes gewinnen mussten. So luden die 4. – 6. Klassen die Dorfbevölkerung zu einem gut besuchten Informationsabend ein, zu dem selbst Vertreter*innen des Gemeinderats kamen. Die Schülerinnen und Schüler präsentierten ihre Ideen so, als würden sie das nächste Woche gleich alles umsetzen. Da haben die Gäste gemerkt: die Motivation ist gross, diese Ideen müssen wir umsetzen.

verschiedene Elemente auf dem Schulareal in Zeihen

Fachliche Abstützung

Bevor es an die Umsetzung ging, erfolgte ein wichtiger Zwischenschritt, in dem der Jurapark Aargau gebeten wurde, das Areal zu analysieren. Die Ideen der Schülerinnen und Schüler wurden dann mit den Erkenntnissen aus dieser Analyse kombiniert und mündeten in einer Projektwoche, in der die ersten Arbeiten umgesetzt wurden: die Schülerinnen und Schüler bauten einen Lebensturm, eine Sandlinse, Hochbeete und einen Wurmkompost.

Ein Netzwerk von Partnerschaften

Asthaufen als Lebensraum

Die Schule wollte die Weiterentwicklung des Areals aber noch weiter vorantreiben und hat dafür Unterstützung und Beratung gesucht. Diese fand sie bei der FHNW und der Pro Senectute, die in einem gemeinsamen Projekt die partizipative Schulraumgestaltung mit Pensionären zusammen fördern. Mit diesen neuen Partnern an Bord öffnete die Schule das Projekt für das ganze Dorf: in einem offenen Aufruf haben sie gefragt, wer bei der weiteren Umgestaltung des Schulareals mithelfen möchte.
Diese Kooperation läuft nun seit eineinhalb Jahren. Von den Beteiligten kam der Wunsch, einen Begegnungsort für das Dorf zu schaffen, da es einen solchen noch nicht gab. In diesem Zusammenhang wurde das Projekt auch gleich räumlich ausgedehnt und umfasst nun auch den Platz vor dem Gemeindehaus. In einer Zukunftswerkstatt wurden die ursprünglichen Ideen der Schülerinnen und Schüler aus dem Klimaprojekt wieder aufgegriffen und mit neuen Ideen für die Neugestaltung dieses grösseren Areals verbunden.

Tatzelwurm als Sitzgelegenheit

Breit abgestützt

Viele dieser Ideen konnten mit Hilfe der Dorfbevölkerung seither umgesetzt werden in einem äusserst engagierten Miteinander. Getragen wird das Ganze von einer Kerngruppe, in der auch die FHNW, Pro Senectute vertreten sind, nebst Mitgliedern des Gemeinderats, der Schulleitung und Lehrpersonen. Denn in Zeihen wissen sie: ein solches Projekt soll und kann nicht an einer einzelnen Person hängen. Jetzt stehen sie an einem Punkt, an dem die Gestaltung von Vielfalt auf dem Schul- und Gemeindeareal vom ganzen Dorf mitgetragen wird und auch die Pflege und der Unterhalt des Geschaffenen sorgfältig geplant wird. «Es gibt Kraft, Ideen umzusetzen, wenn das ganze Dorf einen mitträgt» sagt dazu die Naturpädagogin Julia Strunz.

Von Zeihen lernen

Alle Schritte dieses Projektverlaufs sind beispielhaft für nachhaltige Veränderungsprozesse: Die Schülerinnen und Schüler stellten selbst einen Handlungsbedarf fest und entwickelten die ersten Ideen dafür. Die grössere Gemeinschaft des Dorfes wurde von Anfang an mit einbezogen, hat Mitverantwortung übernommen und die Ideen der Schülerinnen und Schüler gestützt. Das Eingehen von Partnerschaften hat zu breit abgestützten und umsetzbaren Projekten geführt, die sorgsam geplant, gesteuert und nachbetreut werden.

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