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Alles kann im Wald unterrichtet werden

#Netzwerk #Praxisbeispiele

Im Wald kann man alles machen. Das weiss auch Valentina, eine Sonderschullehrerin, die seit Jahren mit Leidenschaft zahlreiche Klassen in den Wäldern von Comano begleitet.

disegno su albero

von Amina Elia

 

Valentina ist Sonderschullehrerin und begleitet seit neun Jahren mehrere Klassen zum Lernen in den Wald von Comano. Die Initialzündung für das Projekt kam, als Valentinas erstes Kind in den Kindergarten kam und sie sich wünschte, dass es während der Schulzeit den Wald besucht. Die Lehrerin fühlte sich dazu nicht in der Lage, lud sie aber ein, diese Lernstunden in der Natur selbst zu gestalten und zu betreuen – was sie dann auch getan hat. Dank der Zusammenarbeit mit verschiedenen Lehrpersonen, den Direktionen, insbesondere der der Sonderschulen des Sottoceneri, der Gemeinde Comano und dem Waldbesitzer kam das Projekt in Gang. Heute unterrichtet sie weiterhin und betritt das Klassenzimmer nur noch sehr selten.

Im Moment arbeitet Valentina mit sechzehn Klassen der Vorschule, der Primarschule (einige davon inklusiv) und der Sonderschule. Die Klassen lernen regelmässig im Wald. Diese Regelmässigkeit sei entscheidend, um sich an die Umwelt zu gewöhnen, sie schätzen zu lernen und genauer kennenzulernen, meint Valentina – und das sowohl für die Schüler*innen als auch für die Lehrpersonen.

Nach dem Motto «Man kann alles im Wald machen» vereinbart Valentina mit den Lehrpersonen, welche Themen im Wald entwickelt und erforscht werden sollen. Dieser Austausch mit den Lehrpersonen ist entscheidend für die Verbindung des Lernens im, mit und über den Wald und dem Lernen im Klassenzimmer sowie um den Unterricht gemäss den Interessen der Kinder gestalten zu können. Im Wald wechseln sich theoretische Momente mit Spielen und praktischen Aktivitäten ab, die es den Schüler*innen ermöglichen, ihre Kreativität, ihre motorischen Fähigkeiten und ihre Sinneswahrnehmung zu schärfen sowie viele Details im Wald zu entdecken, die einem entgehen, wenn man nicht mir der Umgebung vertraut ist.

 

Mit einer integrativen Kindergartenklasse draussen unterwegs

Begeisterte Jungen und Mädchen betreten den Wald mit einem Kinderlied und einem «geheimen Schlüssel». Sie wissen bereits, wo sie ihre Rucksäcke abstellen und wo sie sich hinsetzen müssen: Es ist ihr dritter Waldtag in diesem Jahr. Nicht alle lehnen sich gerne an die feuchten Äste des Waldsofas, aber Valentina hat eine Lösung: Polster aus recycelten Materialien. Die Klasse begeistert sich für Vögel. Sie wissen, wie man Rotkehlchen, Wiedehopf, Kohlmeise und Bachstelze erkennt, die sie im Schulgarten entdeckt haben. Um den Bezug zum Thema aufrechtzuerhalten, lernen sie an diesem Vormittag die im Tessin vorkommenden Spechte kennen. Nach einer kurzen Einführung stehen die Kinder auf und lassen ihrer Kreativität freien Lauf, indem sie mit einer Tusche aus Erde Spechte auf Baumstämme zeichnen. Danach ist Zeit für den Znüni und Freispiel. Ein letzter theoretischer Moment über die Raubtiere der Spechte und deren Strategien, ihnen zu entkommen, und ein dynamisches Spiel runden den Vormittag ab. In der Zwischenzeit überlegen die Lehrpersonen bereits, was sie beim nächsten Waldtag machen werden: An Ideen mangelt es nicht.

 

Nido d'aquila

Breite Nachfrage und Unterstützung

Die Kinder und Erwachsenen, die an diesen Ausflügen teilnehmen, sind begeistert.

Am Anfang sagten viele Lehrpersonen die Waldtage bei schlechtem Wetter ab. Mit der Zeit haben sie aber gelernt, dass Wasser den Jungen und Mädchen keine Angst macht, sondern im Gegenteil faszinierend ist. Man muss nur entsprechend gekleidet sein, um die Natur bei jedem Wetter geniessen zu können.

Motivierte Lehrpersonen zu finden, die draussen unterrichten wollen, ist nicht schwer. Was Valentina aber die Möglichkeit gibt, sich dieser Arbeit zu widmen und vielen Kindern eine Erfahrung im Wald zu ermöglichen, ist die Unterstützung der Gemeinde Comano und der Direktion der Sonderschulen des Sottoceneri.

 

Für unterschiedliche Bedürfnisse

Die Forschung zeigt, dass der Aufenthalt in der Natur Gelassenheit fördert und allen Menschen gut tut. Auch und gerade denjenigen, denen es sonst schwer fällt, zur Ruhe zu kommen und die Konzentration aufrechtzuerhalten. Auch die Abwechslung zwischen Momenten des Zuhörens, des Übens und bewegten Elementen trägt dazu bei, die Aufmerksamkeit zu fördern. Valentina begleitet von Zeit zu Zeit auf Wunsch der Schulleitung Sonderschüler*innen im Wald, die Schwierigkeiten haben, ihren Platz im Klassenzimmer zu finden und ermöglicht ihnen so, individuelle Lernmomente in einer ruhigen und einladenden Umgebung zu erleben.

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