Für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts brauchen wir resiliente, gesunde, kreative und mündige Menschen mit einem vertieften Naturverständnis und systemischen Handlungskompetenzen.

Die Vision

Mädchen hält Korb aus Blättern
Alle Schulkinder in der Schweiz lernen regelmässig draussen, in und mit der Natur. Das Draussenlernen fördert sie in ihren kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklungen und stärkt ihre Gesundheit sowie ihre Naturverbundenheit. So werden sie befähigt, die Lernprozesse im Umgang mit einer komplexen Welt kompetent, kreativ und gemeinsam zu meistern.
Ausserdem trägt Draussenlernen dazu bei, ein zukunftsfähiges Bildungssystem zu gestalten und stösst transformative Entwicklungen in und über die Schule hinaus an.
Diese Vision steht über allen Projekten, in denen SILVIVA das Draussenlernen fördert und dabei hilft, es weiterzuentwickeln, breit zugänglich zu machen und zu verankern.
Baum messen

Was meinen wir mit draussen lernen?

  • Draussenlernen ist Lernen in und an der realen Welt. Es ist erlebnisorientiert, handelnd, forschend und oftmals inhaltlich mit der Lernumgebung verbunden.
  • Draussenlernen findet regelmässig und ausserhalb eines Klassenzimmers statt.
  • Draussenlernen ist kompetenzorientiert bzw. basiert auf einem (Lehr)Plan.

Siehe dazu die Definition unter «Draussenlernen» in Begriffe & Definitionen.

Um Draussenlernen auf allen Ebenen des Bildungssystems zu verankern, kooperiert SILVIVA mit den unterschiedlichsten Partner*innen: Alle, die an Lehr-Lern-Prozessen beteiligt sind, sollen von regelmässigen Lernerfahrungen draussen profitieren können. Denn systemische Verankerung von Draussenlernen im Schweizer Bildungssystem gelingt nur, wenn wichtige Akteure auf allen Ebenen selber dessen Wert erkennen und Lernen ausserhalb des Klassenzimmers umsetzen können und wollen. Damit leisten wir einen Beitrag an eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Bildung.

Eine lernende Organisation

Das Lernen von SILVIVA selbst findet in Kooperationen statt. Gemeinsam mit den unterschiedlichsten Partner*innen entwickeln wir das Feld des «Draussenlernens» in der Schweiz und Europa weiter. Die Projekt- und Entwicklungsarbeit bilden dabei unsere eigenen Lernzonen: in verschiedenen Rollen und unterschiedlicher Tiefe arbeiten wir mit unseren Partner*innen auf allen Ebenen des Bildungssystems zusammen oder stehen ihnen beratend bei.  Ziel ist dabei immer die Stärkung der Partner*innen, damit diese langfristig selbständig Draussenlernen qualitativ hochwertig umsetzen können. Siehe auch unser Engagement & unsere Arbeitsweise.

Viele unserer Kooperations-Projekte entstehen, weil unsere Partner*innen mit einer Anfrage auf uns zukommen. Einige Projekte sind mittlerweile breit etabliert und erfolgreich, andere sind nicht weit gediehen. Hier geben wir einen Einblick in die unterschiedlichsten Prozesse, um auch zu neuen Entwicklungen anzuregen.

Pilotprojekte auf den unterschiedlichen Ebenen

Das Forschungsprojekt mit der PH St.Gallen bezweckt einerseits eine Standortbestimmung, wie Draussen unterrichten in der Schweiz von Dozierenden und Studierenden verstanden wird. Andererseits soll eine Befähigung der PH-Dozierenden und angehenden Lehrpersonen zum Draussenunterricht stattfinden. Es werden Tools & Instrumente, professionelle Entwicklungswege und möglicherweise ein Didaktik-Handbuch zur langfristige Kompetenzentwicklung der neuen Lehrpersonen-Generationen bereitgestellt (8 Pädagogische Hochschulen der Schweiz).

Das Projekt, das wir zusammen mit der PH Schaffhausen in Kooperation mit der Dienststelle Primar- und Sekundarstufe I des Erziehungsdepartements des Kantons Schaffhausen und dem Naturpark Schaffhausen aufgebaut haben, hat folgende Ziele:

  • Das Konzept «draussen unterrichten» an Schaffhauser Schulen zu verankern
  • Angehende und praktizierende Lehrpersonen für fächerübergreifenden Draussenunterricht zu befähigen
  • Ein Netzwerk von engagierten Lehrpersonen und Schulteams aufzubauen
  • Behörden, Dozierende, Inspektor:innen weiterzubilden
  • Massgeschneiderte Angebote für Schulteams (SCHILW) bereitzustellen
  • Die Fortschritte und Erfahrungen aus dem Projekt über verschiedene Kanäle zu kommunizieren.

Seit mehreren Jahren zeigt sich in internationalen Versuchen und in der Forschung, dass Draussen unterrichten in vieler Hinsicht ein taugliches und wertvolles Konzept ist. Draussen lernen unterstützt qualitativ hochwertiges Lernen. Zudem vermag der Zugang Bewegungs- sowie physische und psychische Gesundheitsförderung chancengerecht für alle Schülerinnen und Schüler niederschwellig umzusetzen.
SILVIVA ist es in der ersten Phase des nationalen Projekts «Draussen unterrichten» gelungen, ein breites Interesse für das Konzept zu generieren. Nun geht es darum, Draussen unterrichten breit in die regelmässige Schulpraxis zu integrieren, in einzelnen Schulen und in ganzen Schulgemeinden. Wir möchten zusammen mit einer ganzen Gemeinde zeigen, dass und wie das geht. Mit Uster wagen wir den Versuch, da die Stadt eine gute Grösse für ein gemeinsames Pilotprojekt hat.

Floss bauen

Die internationale Forschung zeigt klar: längerfristig wird sich Draussenlernen nur durchsetzen, wenn es in die Lehrpersonenausbildung integriert ist: Mit den Kooperationsparter*innen Pädagogische Hochschule Schwyz, SUPSI (Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana) und Tierpark Goldau entwickeln und testen wir verschiedene neue Gefässe, welche genau diese Integration von Draussenlernen in die Ausbildung von angehenden Lehrpersonen ermöglichen.

Für eine sorgfältige und objektive Einschätzung der Verbreitung und Wirkung von Draussen unterrichten sind wir auf eine möglichst breite Datenbasis angewiesen. Deswegen arbeitet SILVIVA seit mehreren Jahren intensiv mit dem von der EDK mandatierten Interfaculty Centre for Educational Research (ICER) zusammen, welches sowohl die breiten ÜGK- wie die PISA-Befragungen in der Schweiz koordiniert. Es soll erhoben werden, wie oft und wo Draussenunterricht in der Schweiz stattfindet (befragt werden die Schulen von rund 20’000 Schüler*innen).

zwei Hände legen Naturmaterialien auf den Boden

Die Verankerung von Veränderungen braucht Zeit und muss prozessorientiert geschehen. Es braucht zuverlässige, vertrauensbasierte Peer-Gruppen, um Fehlerkultur, Austausch und gegenseitiges Lernen zu ermöglichen: Die Praktiker*innen müssen die Veränderung in ihrem Umfeld sehen. Gemeinsam mit den relevanten Akteur*innen entwickeln wir neue Unterstützungsstrukturen, die ihnen helfen, ihr spezifisches Problem zu lösen.
Ansätze: das Bilden und Aufbauen von Intervisionsgruppen, Peer-to-Peer/Tandem-Learning, Begleit- und Beratungspersonen für Schulen, die regelmässig draussen unterrichten wollen, externe Animateur*innen auf Mandat, Lehrpersonen-Arbeitsgruppen, o.ä..

Learning in and with nature
SILVIVA Podcast
Unsere Lernzonen als Organisation

Draussen unterrichten bzw. draussen lernen hat vielfältige positive Wirkungen auf Kompetenzerwerb, Motivation und Gesundheit. Darüber hinaus leistet es aber auch noch etwas anderes, zentral Wichtiges: Natur ist der angestammte Lern- und Entwicklungsort von Kindern.

 

SILVIVA unterstützt Lehrpersonen, Schulleitungen, Bildungsverantwortliche und Eltern auf vielfältige, systemische Weise dabei, den Schülerinnen und Schülern Lernerfahrungen zu ermöglichen, welche zu einer qualitativ hochwertigen, zukunftsfähigen Bildung beitragen.

 

Wir arbeiten mit dem in der Grafik gezeigten Lernmodell und verstehen Lernen als einen komplexen, lebenslangen, sich ständig weiterentwickelnden Prozess. Wirksames Lernen erfolgt, wenn das Gelernte aktiv reproduziert, mit anderen Lerninhalten in Kontext gesetzt und kritisch reflektiert werden kann. Lernen ist immer Aktivität.

SILVIVA Lernmodell

Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen in der Primarschule und einer stetig wachsenden Zahl von Anfragen für Unterstützung auf der Sekundarstufe I werden hier die nötigen Handreichungen, Weiterbildungen und Instrumente (Lernumgebungen, Aufgabenstellungen, adaptive Lernunterstützung) gemeinsam mit den Partnern (PHs, Fachdidaktik, Schulen, Lehrpersonen, SuS) entwickelt, geteilt und kommuniziert, um Draussen unterrichten auf dieser Stufe bestmöglich umzusetzen.

Erste Aspekte werden bereits umgesetzt:

  • In Zusammenarbeit mit der Platform IQES entwickeln wir zwei Lernumgebungen für das Draussenlernen im 3. Zyklus. Für das Schuljahr 2023/24 suchen wir noch interessierte Lehrpersonen für das Testen der Lernumgebungen.
  • Die PH Waadt und SILVIVA arbeiten ko-kreativ an einem Publikationsprojekt, das sich auf die kollektive Intelligenz von Westschweizer Praktikerinnen und Praktikern stützt. Dieses Tool wird den Plan d’études romand (PER) mit dem Outdoor-Bereich verbinden und Sequenzen für den Unterricht im Freien bereitstellen, die mit dem Lehrplan vereinbar sind.

Eine deutschsprachige Tagung zum Draussenlernen positioniert das Thema in der Bildungswelt: Die Tagung richtet sich an die Mainstream-Bildungswelt, nicht an Spezialist*innen, und platziert Draussenlernen evidenzbasiert mitten im Diskurs einer qualitativ hochwertigen Bildung fürs 21. Jahrhundert.
Fokus ist die Potentialentwicklung aller Lernenden (SuS, LP, SL), Bildungsqualität, Schulentwicklung & -qualität.

Junge fängt Ring mit Stecken

SILVIVA versucht durch innovative Bildungsinterventionen, Akteur*innen im Bereich Lernen in und mit der Natur (einschliesslich Kursleitende von SILVIVA, Teilnehmende und Absolvent*innen der Angebote von SILVIVA) dreisprachig so weiterzubilden, dass diese wirkungsvolles Draussenlernen gestalten können.
Durch einen kontinuierlichen Know-how- und Praxis-Transfer an und durch europäische und internationale Lernfachleute verbessern wir die Qualitätsentwicklung der professionellen Akteure und deren Angebote.
Ausserschulische Bildungsanbieter*innen haben eine wichtige Rolle in der Schule: Sie unterstützen Lehrpersonen und Schulen mit ihrem Fachwissen, während sich die Lehrpersonen auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können: Lehren und Lernen.

Aufgrund der Attraktivität des Lernens in der Natur gibt es immer mehr Vorzeigeschulen, die good practice-Zugänge vorweisen können. Wir organisieren Besuche in diesen Schulen, damit Neueinsteiger*innen und Praktiker*innen anderer Schulen von deren Erfahrungen profitieren können. Die Besuche bieten die Möglichkeit, Lernen in der Praxis in den Gastschulen zu sehen, aber auch Zeit für den Austausch zu haben (geplant in Zusammenarbeit mit profilQ und deren Programm Auf Schulvisite).

Obwohl Konsens herrscht, dass systemisches Denken eine zentrale Kompetenz fürs 21. Jahrhundert ist (sie ist etwa Bestandteil aller BNE-Konzepte weltweit), zeigt sich im Alltagshandeln, in vielen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Handlungsfeldern und in der Bildungspraxis, dass wir relativ wenig darüber wissen, wie wir diese Kompetenz evidenzbasiert und verlässlich aufbauen können.
Dieses Projekt trägt deshalb mit einer internationalen systematic literature review und mit Expert*inneninterviews den gegenwärtigen Wissensstand zur Frage zusammen: Wie kann man Systemwissen und -verständnis vermitteln, dass es den Lernenden langfristig und handlungsrelevant zur Verfügung steht? Aus diesen evidenzbasierten Erkenntnissen wird abgeleitet, wie Bildungsangebote (insbesondere für Draussenlernen) beschaffen sein müssen, damit sie Kinder, Jugendliche und Erwachsene gezielt darin fördern, mit komplexen Systemen und Realitäten kompetent und konstruktiv umzugehen.
SILVIVA wird solche good practice Bildungsinterventionen testen, weiterentwickeln und breit zugänglich machen. Diese sollen im Bildungswesen der Zukunft gezielte Impulse setzen, damit Kinder, Jugendliche und Erwachsene die nachhaltigkeitskompetenten und verantwortungsbewussten Menschen sein können, die wir dringend brauchen. Das Projekt hat auch für SILVIVA eine ganz direkte Praxisrelevanz: wir werden die Resultate in alle unsere Bildungsangebote integrieren.

Systemisches Denken, Verstehen und Handeln

Wir pflegen einen intensiven Austausch im Sinne der obigen ‘Bildungsreisen’ mit den wichtigen europäischen Partner*innen. Die internationale Zusammenarbeit mit Expert*innen für Draussenlernen wird kontinuierlich weiter ausgebaut.