
Im ersten Blog dieser Reihe zeigten wir, dass die Naturbezogene Umweltbildung (NUB) mit ihrem aktiven und praktischen Zugang ein grosses Potential für wirkungsvolle Klimabildung bietet. Mit folgenden Beispielen zeigen wir auf, wie Klimabildung mittels (forstlicher) Waldpädagogik im Wald ganz konkret umgesetzt werden kann.
Dritter Teil einer Blogserie im Hinblick auf die SILVIVA Erfa-Tagung(en) 2021.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in gekürzter Form in der Zeitschrift «Wald und Holz» 8/2021.
Gute naturbezogene Umweltbildung zeigt Phänomene draussen, dort wo sie stattfinden. Darum gilt es, schon bei der Wahl des Durchführungsortes das Thema zu berücksichtigen: Vielleicht gibt es in der Nähe einen Bestand mit Schäden aufgrund von Wetterextremen, oder einen, bei welchem Bäume gepflanzt wurden, welche besser an zukünftige Klimaänderungen angepasst sind.
Planung
Die Planung für einen Anlass zum Thema Klima läuft ab wie für alle waldpädagogischen Anlässe und kann zum Beispiel im Buch «Naturerlebnis Wald» oder im Ordner «Treffpunkt Wald» (siehe auch Downloads dort) nachgelesen werden.
In diesem Musterprogramm ist eine Sammlung von Aktivitäten zusammengestellt, welche den Klimawandel, die Folgen für den Wald und die Massnahmen des Forstdienstes aufzeigen.
Zur Einstimmung
Nach der Begrüssung folgt eine Aktivität zum thematischen Einstieg. Er soll die Teilnehmenden gleichzeitig für das folgende Programm öffnen, aktivieren und motivieren.
- Auf dem Weg zum Wald eignet sich die Aktivität «Wörter raten»: Die Teilnehmenden versuchen anhand von verschiedenen Aussagen die dazugehörigen Begriffe zu erraten.
- Beim Eintreten in den Wald auf das wechselnde Mikroklima aufmerksam machen. Die Teilnehmenden vergleichen zum Beispiel Temperatur und Luftfeuchte im Wald und ausserhalb. So wird der Wald als «Klimakönner» ein erstes Mal mit eigenen Sinnen erfahren. («Waldklima fühlen» Quelle: SDW: Die Klimakönner «Wald + Klima - Spiele, Experimente & Aktivitäten»)
- Die Startaktivität «Wie lange wollen wir noch warten?» lässt die Teilnehmenden die Herausforderungen des Klimawandels und die Gefahr des Nichthandelns direkt körperlich und psychologisch erleben. (Quelle: Arbeitskreis Forstliche Bildungsarbeit (2021): «Wald und Klimawandel». Forstliche Bildungsarbeit aktuell. Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF).
Was ist Klimawandel?
Im ersten inhaltlichen Teil sollen die Teilnehmenden erfahren, was Klimawandel ist und warum er stattfindet.
- Unterschied Wetter und Klima erklären: Kinder kennen den Unterschied zwischen Wetter und Klima nicht. Anschliessend können verschiedene Aussagen eingeteilt werden. (Grundlagen dazu gibt es auf dem «Bildungswiki Klimawandel».
- Anhand des einfachen Modells einer aufblasbaren Weltkugel wird erklärt, wie der Klimawandel zu Stande kommt.
- Das Fangspiel «Treibhausspiel» macht diesen erfahrbar. Teilnehmende spielen Sonnenstrahlen, welche von Fangenden (CO2-Moleküle) eingefangen werden. Je mehr Fangende es hat, desto mehr Sonnenstrahlen bleiben in der Atmosphäre.
Der Beitrag des Waldes
Die Teilnehmenden lernen nun das Potential des Waldes kennen, die Effekte des Klimawandels zu mindern.
- Bei der Aktivität «Ernten, was nachwächst» berechnen die Teilnehmenden den jährlichen Zuwachs. Danach kann diskutiert werden, wieviel Holz maximal im Wald stehen kann und wieviel CO2 gebunden wird. (Quelle: SILVIVA Waldversteher-Set)
- Die Vorteile von Holznutzung und das Speicherpotential von genutztem Holz werden mit der Aktivität «Holz im Alltag» direkt mit der Lebenswelt der Teilnehmenden verknüpft. Hier bietet sich anschliessend je nach Zielgruppe eine Diskussion über das eigene Konsumverhalten an. (Quelle: SILVIVA Waldversteher-Set)
Die Folgen für den Wald
Nun werden Wirkungen des Klimawandels auf Bäume, Wälder und die Waldwirtschaft aufgezeigt.
- Eine «Wassertransportstafette» simuliert Wasseraufnahme und -transport verschiedener Bäume. Solche mit tiefen Wurzeln haben bessere Überlebenschancen.
- Überlebenschancen von Bäume sichtbar machen: Die Teilnehmenden markieren mit verschiedenfarbigem Försterband oder Kreide welche Bäume in diesem Waldstück bei unterschiedlichen Klimaszenarien eine Chance haben und welche wohl absterben werden. Als Hintergrundinformation dient die Tree-App.
- Mit Hilfe von Naturmaterialien wird der «Wald in 100 Jahren» als Modell nachgebildet und die Überlegungen dazu ausgetauscht.
Welche Massnahmen?
Zum Schluss werden konkrete Massnahmen aufgezeigt, welche die Waldwirtschaft unternimmt, um die Effekte des Klimawandels zu begrenzen und Wälder klimafitter zu machen. Ausserdem sollen Teilnehmende selber ins Handeln kommen oder eigene Handlungsmöglichkeiten erkennen.
- Geländespiel «Bäume pflanzen»: Die Gruppen sammeln im Gelände Ressourcen zusammen und können mit diesen Bäume kaufen. Damit müssen sie einen möglichst widerstandskräftigen Wald bauen. Verschiedene Naturereignisse bringen Bäume wieder zum Absterben.
- Als praktische Aktivität können Bäume gepflanzt werden die dem zukünftigen Klima angepasst sind. Es wird erklärt, warum diese Bäume ausgewählt wurden.
Für den Heimweg
- «Klimaglückkekse»: auf den Heimweg bekommen die Teilnehmenden einen chinesischen Glückskeks mit einem Sinnspruch zum Thema. («Möchten meine Enkelkinder und Urenkelkinder einen Gletscher sehen?»,
oder: «Was würde fehlen, gäbe es im Mittelland keine Fichten mehr?», ...)
Sie können überlegen ob weitere Klimaveränderungen vom Schicksal abhängt und wie sie dem Glück nachhelfen können?
2021: Nationale und regionale Erfa-Tagungen zu Klimabildung
Die diesjährige SILVIVA Erfa-Tagung (das 2. #SilvivaBarCamp) am 17. September 2021 in Biel findet zum Thema «Draussen lernen in Zeiten der Klimakrise» statt. Wie können die Methoden der Naturbezogenen Umweltbildung helfen die Klimakrise abzuwenden? Wie sieht wirksame naturbezogene Klimabildung aus?
Was wir am ersten SILVIVA BarCamp gelernt haben: oft reichen 45-Minuten-Sessions nicht. Viele Teilnehmende würden gerne die Ergebnisse der Erfa-Tagung weiter diskutieren, vertiefen und wenn möglich konkretisieren und bereits möglichst vieles in Praxis umsetzen. Dafür werden wir in diesem Jahr an den ersten SILVIVA HackDays den Raum bieten. Diese finden am Samstag, 18. September 2021 sprachregional in Zürich und Lausanne statt.
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Zertifikatskurs forstliche Waldpädagogik (Montag, 16 August 2021 11:24)
Im Zertifikatskurs forstliche Waldpädagogik haben wir einige der obengenannten Aktivitäten durchgeführt. Wir haben auch Sinnspräche für die «Klimaglückkekse» «erfunden»:
- Der Wald gehört uns nicht, wir sind nur zu Gast.
- „Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.“ Robert Baden-Powell, BiPi
- Doppelt so oft in den Wald…
- Wer andern eine Blume säht, blüht selber auf.
- „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen“
- Be the change you want do see in this world.