
"So schnell kann es manchmal gehen, wenn alle an einem Strang ziehen und der Schritt zu einer Schule, an der draussen unterrichtet wird, muss gar nicht immer so gross sein, wie man anfangs manchmal denkt."
Das ist das Fazit von Sebastian Zala, der als Praktikant die Schule Sonnenberg auf ihrem Weg zur Draussenschule begleitet und hier von seinen Erfahrungen berichtet.
Erste Ideen
Die Projektidee für den Draussenunterricht entstand eigentlich erst im Februar letzten Jahres. Ich begann da an der Schule Sonnenberg als Klassenassistent zu arbeiten. Kurz vorher hatte ich den universitären Teil meines Studiums in Umweltnaturwissenschaften abgeschlossen. Die letzte Fälligkeit war noch die obligatorische Berufspraxis. Mit diesem Wissen im Hinterkopf und weil mir die Tätigkeit als Klassenassistent wirklich gut gefiel, begann ich zu überlegen, wie ich diese beiden Tätigkeiten kombinieren könnte. Ich war deshalb sehr froh als ich über SILVIVA vom Draussenunterrichten hörte, weil das meiner Meinung nach direkt Umwelt und Schule miteinander verbindet. Auf Anfrage bei der Schulleitung bekam ich positives Feedback für die Idee und grünes Licht für die Umsetzung. Also erarbeiteten wir mit der Schulleitung und SILVIVA eine Projektskizze für das Praktikum. Meine Aufgabe sollte es sein, den Draussenunterricht an der Schule einzuführen und mit interessierten Lehrpersonen und deren Klassen durchzuführen. Ich sollte auch als Ansprechsperson für Fragen bezüglich dem Draussenunterricht fungieren und planerische, sowie organisatorische Aufgaben übernehmen.
Jetzt geht's los! Mit einem Workshop für alle Lehrpersonen
Der offizielle Start meines Praktikums in Draussenunterrichten war anfangs Mai nach den Frühlingsferien. Für mich hiess es da erstmals: Literaturrecherche und gründliches Einlesen in die Thematik, denn für mich handelte es sich auch um ein neues Gebiet. In einem zweiten Schritt durfte ich dann an einer Schulkonferenz das Projekt dem Lehrpersonal vorstellen und einführen. So waren alle erstmals informiert und ich konnte ein bisschen für die Sache werben, um so einige Kandidat*innen zu finden, die das Draussenunterrichten gerne mit mir ausprobieren würden. Was dem ganzen Projekt aber vorallem einen enormen Anstoss gab, war der schulinterne Weiterbildungstag der von der Schulleitung organisiert wurde und dem Draussenunterrichten gewidmet wurde. Hierfür kam eine Fachperson von SILVIVA an die Schule und führte stufenweise Workshops zum Draussenunterricht im nahem Wald durch. Dieser Workshop war aus vielerlei Gründen ein Erfolg. Nämlich waren die Workshops sehr praktisch ausgelegt und überzeugend sowie gut gehalten, sodass sie für Anregungen sorgten und auch auf Anklang stiessen. In erster Linie ging es darum, dass alle Lehrpersonen einen konkreten Eindruck davon erhielten, was draussen unterrichten heissen und auch wie einfach man gewisse Schwerpunkte draussen umsetzen kann. Bei einigen fand meiner Meinung nach danach ein Umdenken statt, da draussen unterrichten jetzt nicht nur möglich, sondern sogar erstrebenswert erschien, weil man im Freien auch ganz andere Bedürfnisse abdecken kann als im Klassenzimmer. Nach diesem Weiterbildungstag war die Akzeptanz für den Draussenunterricht im Team deutlich grösser, was sich auch zeigte, weil plötzlich viele Anfragen zum draussen unterrichten bei mir aufkamen.

Neues ausprobieren
Der Zeitpunk der Weiterbildung war insofern gut gewählt, da sie kurz nach den Frühlingsferien stattfand, sodass noch einige Wochen bis zu den Sommerferien vor uns standen, sodass auch die Möglichkeit bestand diese Anfragen zeitnah umzusetzen. Die Idee war nämlich, dass wir bis zu den Sommerferien eine Art Testlauf durchführen, um Dinge auszuprobieren und auch Erfahrungen zu sammeln. Denn vieles war sowohl für mich, wie auch für die Lehrpersonen recht neu oder zumindest ungewohnt. Für diese Testphase konnten sich interessierte Lehrpersonen bei mir melden, und wir führten einzelne oder auch mehrere Sequenzen draussen durch. Die Länge einer Sequenz varierte zwischen zwei Stunden bis zu einem Ganztag und war durch die Lehrperson frei wählbar. Für die Planung gingen wir meist wie folgt vor. Die Lehrperson teilte mir mit, welche Fächer sie gernde draussen unterrichten würde und wo sie gerade standen in den besagten Fächern. Danach überlegte ich mir verschiedene Möglichkeiten wie man diese Lerninhalte draussen vermitteln könnte. Zum Schluss setzten wir uns noch mit der Lehrperson zusammen und besprachen das Ganze, sodass es für alle stimmte. Das Ziel war (und ist immer noch) möglichst die aktuellen Unterrichtsthemen in den Draussenunterricht zu integrieren. In dieser Startphase versuchte ich möglichst flexibel zu agieren, um so die Bedürfnisse der Lehrpersonen abzuholen, sodass positive Erfahrungen gemacht werden konnten. Ihrerseits waren eigentlich alle beteiligten Lehrpersonen sehr offen, was den Inhalt und die Umsetzung des Stoffs anging, was mir viel Freiraum bot in der Gestaltung. Während dem Draussenunterricht waren wir dann immer mindestens zu zweit mit der Lehrperson und den Lead hatte jeweils die Person, welche den Lerninhalt vorbereitet und erarbeitet hatte. So konnten wir schon einiges an Draussenunterricht bis zu den Sommerferien umsetzen und zwar mit ganz unterschiedlichen Stufen, von Kindergarten bis zur 6. Klasse.

Erste Regelmässigkeiten
Seit den Sommerferien bis jetzt (November) ist das Draussenunterrichten noch zusätzlich in die Gänge gekommen. Neuerdings gehen wir mit einigen Klassen wöchentlich oder zweiwöchentlich nach draussen, meistens in den nahen Wald, aber einen öffentlichen Garten oder das Schulgelände nutzen wir auch, je nach Bedarf. Die Planung findet auch hier witerhin in enger Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen statt. Denn was sowohl für die Eltern, wie auch z.T. für die Lehrpersonen ein wichtiges Argument ist, dass wir Stoff aus dem Lehrplan umsetzten, also was sonst im Schulzimmer auch vermittelt werden würden. Weiterhin ich begleite auch Lehrpersonen, welche mich für einzelne Tage anfragen, sodass auch immer neue Klassen den Draussenunterricht miterleben können, und versuche so neue Klassen zum regelmässigen Draussenunterricht zu bewegen. Zu meiner grossen Freude sind aber neben meinem eigenen Tun bereits unabhängige Kollaborationen an der Schule entstanden. Dazu haben sich im Team einige zusammengetan und die verfügbaren Ressourcen wie Team-Teaching, heilpädagogische Unterstützung oder KlassenassistentenInnen zu Nutze gemacht, um draussen unterrichten zu können. Um das Draussenunterrichten zusätzlich an der Schule voranzutreiben schreibe ich einen wöchentlichen Bericht über das Erlebte. Einerseits zum motivieren und zum „glustig“ machen, andererseits aber auch um die Inhalte und Aktivitäten schriftlich festzuhalte, sodass über die Zeit so etwas wie ein Nachschlagewerk entstehen kann, gedacht als Ideensammlung und zur Inspiration.

Ausblick
Und zum Schluss noch ein Ausblick. Mein Praktikum dauert noch bis zu den Weihnachtsferien und bis dann haben wir mit verschiedenen Klassen noch einiges vor. Wie es danach weitergeht mit dem Draussenunterricht an der Schule Sonnenberg gilt es bis dahin noch auszuarbeiten. Ein erster Samen ist sicherlich gesetzt, der muss aber auch nachhaltig gepflegt werden. Die grössten Hürden in dieser Hinsicht bilden meiner Meinung nach vor allem zwei Dinge. Einerseits ist da das schwerwiegendere Problem der Begleitung. Hier können möglicherweise Kollaborationen und neue Nutzung von Personalressourcen eine Lösung sein. Das zweite Betrifft den Unterricht selbst, da sicherlich ein Umdenken stattfinden muss, um den Stoff aus dem Klassenzimmer im Freien zu vermitteln. Hierfür ist es sicherlich von Vorteil, dass wir schulintern bereits mit einigen ExpertInnen dienen können, also Personen, die jetzt schon viel draussen unterrichtet haben und so einiges an Erfahrung mitbringen. Weitere Möglichkeiten sind aber auch Weiterbildungen und Schulungen, damit sich interessierte Lehrpersonen sattelfest fühlen. Grundsätzlich bin ich aber optimistisch, dass sich das Draussenunterrichten an der Schule etablieren wird, weil ja auch schon selbstorganisierte Projekte laufen. Und schlussendlich muss man den Draussenunterricht sowieso einfach mal „machen“, raus gehen, ausprobieren und erleben!
Sebastian Zala, Praktikant an der Schule Sonnenberg in Thalwil
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