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Systemische Verankerung braucht unser Logo nicht

Wenn wir unser Ziel ernstnehmen und Draussen unterrichten wirklich in die Breite bringen und systemisch verankern wollen, dürfen wir uns nicht mit Interessenvertretung oder gar Marketing aufhalten.

 

Rolf Jucker erklärt, warum es ihm wichtiger ist, dass Draussen unterrichten von möglichst vielen Akteuren umgesetzt wird, als dass es als SILVIVA-Projekt wahrgenommen wird.

Unser Stiftungsrat hat in der Regel keine Freude, wenn ich mit diesem Thema komme. «Wir müssen doch schauen, dass möglichst überall SILVIVA draufsteht, unser Markenwert steigt und alle unser Logo wiedererkennen!» Ich sage dann jeweils: nein, denn…

Interessenvertretung löst keine Probleme

Der fantastische Film über Greta Thunberg «I am Greta» hat es mir noch einmal in aller Schärfe vor Augen geführt: wir haben, ob nun beim Klimawandel oder bei Covid-19, nur den Hauch einer Chance, wenn wir aus unseren alten Mustern ausbrechen.

 

Nur eine Sachperspektive, gekoppelt an belastbares Wissen, wird uns erlauben, diese schwierigen Herausforderungen zu meistern. Wenn wir im herkömmlichen Modell der (politischen oder wirtschaftlichen) Interessenvertretung bleiben, können wir zwar unglaublich zuvorkommend, gutangezogen und nett sein, wie dies alle Toppolitiker der Welt zu Greta waren, aber wir werden gerade mal Null relevante Handlungen umsetzen, um das Problem wirklich zu lösen.

Das Ziel ist wichtiger als das "Projekt"

Übertragen auf unser Thema heisst dies: das übergeordnete Ziel, basierend auf den kumulierten Erkenntnissen der Lern-, Hirn-, Verhaltens- und Change-Forschung, muss es sein, dass sämtliche Kinder während ihrer obligatorischen Schullaufbahn regelmässig draussen in komplexen Realwelt-Lernräumen das Rüstzeug erhalten, um mit komplexen Herausforderungen systemisch, konstruktiv, kompetent und kreativ umgehen zu können – und übrigens möglichst viele Erwachsene, die Entscheidungsträger von heute, denn wenn man sich umschaut, können sie’s noch nicht!

Wirkung kommt vor Sichtbarkeit

Wenn wir dieses Ziel erstnehmen, dann kann eine kleine, schweizweit operierende Stiftung wie SILVIVA nichts Anderes sein als Katalysator, Ideengeber, Inspirator, Sparringpartner und Critical Friend. Wir können Multiplikator*innen wie Lehrpersonen, Schulleitungen, PH-Dozent*innen, Bildungsverantwortliche, Naturpädagog*innen und andere möglichst gut ausbilden, begleiten, unterstützen und vernetzen.

Alle sollen draussen unterrichten als ihr eigenes Anliegen verstehen

Aber die eigentliche Arbeit muss über eine systemische Verankerung auf allen Ebenen passieren: ein konkretes Lehrpersonenteam, die zuständige Person für die Primar- und Sekundarstufe eines Kantons, die Geschäftsleiterin des LCH, der Rektor einer Pädagogischen Hochschule, engagierte Eltern, etc. – die relevanten Akteure auf allen Ebenen machen «Draussen unterrichten» nicht, weil SILVIVA eine attraktive Marke ist, sondern weil sie selber verstanden haben, was Draussenlernen für die Potentialentwicklung der Kinder, für qualitativ guten Unterricht, für die Resilienz und Gesundheit der Lehrpersonen wirklich bedeutet. Und weil sie das begriffen haben, machen sie in ihrem Zuständigkeitsbereich unter Ausnutzung ihres Handlungsspielraums «Draussen unterrichten» zum selbstverständlichen Element jeder Schullaufbahn. Wenn dies passiert, wenn die Akteur*innen auf allen Ebenen ‘ownership’ fürs Draussenlernen übernehmen, dann können wir das Ziel erreichen.

Ob dann überall SILVIVA draufsteht, ist mir persönlich ziemlich egal. Wobei: sollten wir diese Verankerung schaffen, fällt etwas davon auf uns zurück. Da bin ich überzeugt.

Rolf Jucker, Geschäftsleiter Stiftung SILVIVA

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Kommentare: 2
  • #1

    Johannes Plotzki (Donnerstag, 05 November 2020 16:28)

    Hallo Herr Jucker,

    das ist wunderbar geschrieben und trifft das Gebot der Stunde auf den Punkt. Ich darf Ihnen die Buhck-Stiftung vorstellen: Eine kleine, nur im Raum Hamburg agierende Stiftung, die ebenfalls das Draußen unterrichten und die Draußenschule emsig und seit vielen Jahren nun schon mit viel Herzblut vorantreibt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Johannes Plotzki

  • #2

    Eric Wyss (Donnerstag, 12 November 2020 17:40)

    Lieber Rolf, du hast so recht!

    Ob z.B. die Projektwoche zur Förderung der Biodiversität im Schulgelände, am Dorfbach oder auf dem nahegelegenen Bauernhof mit den Lernangeboten des einen oder anderen Anbieters oder in einem vom Schulteam selbst zusammengestellten Mix gut gelingt, hängt in erster Linie von diesen motivierten (Lehr-)Personen ab. Diese Lehrpersonen dabei zu unterstützen, sie allenfalls zu befähigen und v.a. sie zu motivieren draussen in der realen Welt zu unterrichten, ist auch meine tägliche Motivation mich zu engagieren. Dass die jungen Menschen in ihrer Schullaufbahn über Wissen, Erfahren, Diskutieren zum Handeln kommen, können sie wohl nirgends besser lernen als draussen - egal wer sie dabei unterstützt.

    Auf zu vielen gemeinsamen Taten!

    Herzlich
    Eric
    GLOBE Schweiz