
Interview mit Berthold Reichle, Förster und Leiter Haus des Waldes, über die Zusammenarbeit mit SILVIVA, Wirksamkeit von waldpädagogischen Projekten und internationale Kooperation.
Ist SILVIVA eine wichtige Partnerin des Haus des Waldes? Und warum?

Ich kenne SILVIVA schon lange und beobachtete das Treiben aus einem Abstand heraus. Erst mit der Zusammenarbeit in einem europäischen Gremium änderte sich das. Zunächst waren es „nur“ spannende Diskussionen und – wie immer, wenn man bei einem Glas Wein über Waldpädagogik redet – äußerst visionäre Vorstellungen, wie wir mit der Waldpädagogik die Welt retten könnten. Das zeigte aber, dass wir doch Brüder und Schwestern im Geiste sind und die Zusammenarbeit Potenzial über wohltuende Spinnereien hinaus hat. (Im Übrigen haben Spinnereien unglaublich motivierende Wirkung.) Danach kam es zum konkreten Austausch von Referenten an waldpädagogischen Tagungen in der Schweiz und Deutschland und hier zeigte sich, dass es durchaus unterschiedliche Perspektiven auf und Vorgehensweisen bei ein und derselben Sache gibt. Seither pflegen wir nicht nur einen regen Austausch von Impulsen, sondern organisieren konkrete gegenseitige Hospitationen und Vernetzungen mit weiteren Akteuren wie der Bildungswerkstatt Bergwald oder den Naturschulen Zürich.
Gibt es Projekte oder Aspekte der Arbeit von SILVIVA, welche für Euch in Deutschland oder für Europa spannend sind?

Neben den oben genannten Aspekten sind für mich vor allem das Projekt „Försterwelt“ und das geplante Forschungsprojekt zur Wirksamkeit von Lernen in und mit der Natur interessant. Bei ersterem
finde ich den mehrtägigen projektartigen Ansatz spannend, der zwar in Deutschland schon lange in aller Munde ist, jedoch noch zu wenig umgesetzt wird. „Försterwelt“ zeigt da einen Ansatz, der
durch eine klare Struktur, die notwendigen unterstützenden Unterlagen und das Angebot der fachlichen Begleitung für das Forstpersonal vergleichsweise einfach umsetzbar ist.
Bei Zweiterem finde ich wichtig, dass wir die Wirksamkeit unserer waldpädagogischen Arbeit sauber zeigen können. Ich verbinde dies dann mit unserem Lernwald.
Wie sieht aus Deiner Sicht eine ideale grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus?

Bei allem, was man derzeit plant und durchführen will, werden Kooperationen gefordert, ja fast erzwungen, oft mit großem Aufwand und wenig Ertrag für einen selbst oder die Beteiligten. Solche Kooperationen haben zwangsläufig eine kurze Halbwertszeit. Es sollte für alle Partner etwas Spürbares herauskommen um eine Zusammenarbeit längerfristig gestalten zu können. Dies können durchaus weiche Effekte sein, wie Motivation, Bestärkung oder auch Reflexionsimpulse. Noch besser wird es, wenn diese durch gemeinsames Tun angereichert und verstärkt werden. Beispielsweise können gemeinsame Lernprojekte entwickelt und auch zusammen im Tandem in beiden Ländern in die Praxis umgesetzt werden. So würden durch das Tandem aber auch die dahinterliegenden Institutionen profitieren. Wir arbeiten daran!
Was könnte SILVIVA aus Deiner Sicht noch besser machen?
Da will ich mir nicht anmaßen, Tipps zu geben. Wir lernen so viel von SILVIVA und schauen lieber, was wir bei uns besser machen können. Was mir aber klar wird: wir müssen verstärkt daran arbeiten, die Waldpädagogik, BNE oder NUB, in Deutschland, der Schweiz und überhaupt noch stärker strukturell und bei Entscheidern emotional zu verankern.
Mit Berthold Reichle sprach Rolf Jucker, SILVIVA
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