
Die Universität Kopenhagen, Dänemark, hat in Partnerschaft mit der Universität Stavanger, Norwegen, Anfang März einen internationalen PhD-Kurs sowie eine Konferenz organisiert, um den aktuellen, weltweiten Stand zur Forschung von Draussenlernen zusammenzutragen.
Anlass war das bevorstehende Ende des grossen Forschungsprojekts TEACHOUT (http://teachout.ku.dk/english/), welches zum ersten Mal mit ansehnlich grossen Kohorten und Vergleichsklassen von Drinnenschule die Wirkungen von udeskole breit erforschte.
Lea Menzi und Rolf Jucker waren an der Konferenz und berichten von den Ergebnissen.
Draussenschule und Forschung in der Schweiz
Das Projekt “Draussen unterrichten” von SILVIVA hat sich zum Ziel gesetzt, die mittlerweile empirisch gut belegten vielfältigen Vorteile des Draussenlernens möglichst vielen Schweizer Schulkindern zugänglich zu machen. Dazu erscheint im April beim hep verlag und im Herbst bei La Salamandre ein Handbuch, welches für alle Fachbereiche des 1. und 2. Zyklus lehrplanbezogen zeigt, wie man draussen unterrichten kann. Dazu gibt es Weiterbildungen an vielen PH der Schweiz, SCHILW-Kurse, Pilotschulen, eine Webseite und die “Ab in die Natur”-Tage des WWF Schweiz vom 17. bis zum 21. September 2018.
Gleichzeitig ist es SILVIVA aber ein Anliegen, das Projekt mit möglichst qualitativ guter, methodisch sauberer Langzeitforschung zu begleiten, um die Wirkungen von Draussenlernen sorgfältig zu
erforschen. Zu diesem Zweck fördert die Stiftung Mercator Schweiz ein Pilotprojekt, wo Forschungsfragen, Forschungsdesign und mögliche Forschungspartner (forschende wie zu beforschende) geklärt
werden sollen.


Die Universität Kopenhagen, Dänemark, hat in Partnerschaft mit der Universität Stavanger, Norwegen, Anfang März einen internationalen PhD-Kurs sowie eine Konferenz organisiert, um den aktuellen, weltweiten Stand zur Forschung von Draussenlernen zusammenzutragen. Anlass war das bevorstehende Ende des grossen Forschungsprojekts TEACHOUT (http://teachout.ku.dk/english/), welches zum ersten Mal mit ansehnlich grossen Kohorten und Vergleichsklassen von Drinnenschule die Wirkungen von udeskole breit erforschte.
Zwei Teammitglieder von SILVIVA wurden eingeladen, an beiden Veranstaltungen teilzunehmen. Die Unterstützung von Movetia, gefördert durch die Schweizerische Eidgenossenschaft, hat es uns ermöglicht, dann wirklich auch teilzunehmen.
Beeindruckende Ergebnisse
Für uns war neben den deutlichen und erfreulichen Resultaten vor allem spannend zu sehen, wie innovativ Forschung heute sein kann und muss, wie sehr von Forschungsmethoden und -instrumenten aus anderen Forschungsbereichen (z.B. Gesundheitsforschung) profitiert werden kann, um nicht wie früher immer nur – unzuverlässige – Selbsteinschätzungen von Betroffenen in Interviews abzufragen, sondern tatsächliche Bewegungen, Hirnaktivitäten, Lernerfolge etc. zu belegen.
Folgende Wirkungen von Draussenlernen zeigen sich im Vergleich mit Drinnenschule signifikant:
- es fördert die Sprachkompetenz (Lesen, Schreiben, Verstehen, Vokabular) markant, insbesondere bei Kindern mit Migrationshintergrund; die Kinder reden deutlich mehr als im Kassenzimmer, die Lehrpersonen deutlich weniger
- es fördert den akademischen Schulerfolg: in Mathe etwa werden komplexe Probleme signifikant besser bewältigt
- im Gegensatz zur weltweit gut belegten Tatsache, dass die Motivation der Kinder von Schuleintritt bis Schulaustritt abnimmt, gelingt es Draussenunterricht die Motivation zu halten
- die Kinder bewegen sich deutlich mehr; insbesondere Knaben profitieren von signifikant höherer physischer Aktivität, aber auch von einer markanten Abnahme psychischer Probleme
- die sozialen Beziehungen zwischen Lehrpersonen und Schüler*innen, aber auch unter Schüler*innen und gegenüber aussenstehenden Erwachsenen werden verbessert: sie werden verlässlicher, vertrauter und dies gilt auch, wenn die Klasse dann ins Schulzimmer zurückgeht
- Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung nehmen zu; selbst mehrere Jahre später sind die Kinder im Klassenzimmer selbständiger und fokussierter
- Lernen erfolgt kontextualisiert und in Realsituationen, was den Aufbau von komplexen mentalen Modellen und den Transfer des Gelernten in andere Situationen begünstigt (Förderung von long-term memory und higher order learning).


Forschen für die Zukunft von draussen lernen in der Schweiz
Wir sind überzeugt, dass wir mit der breiten Förderung von Draussenschule in der Schweiz eine unglaubliche Chance haben, die Potentialentwicklung und das wirksame, zukunftsfähige Lernen der Kinder zu fördern. Gleichzeitig erlaubt uns diese neue Entwicklung in der Schweiz, Wirkungen möglicherweise besser zu erforschen.
So sind Doppelblind-Studien tatsächlich denkbar, während sie in einem Kontext, wo Draussenschule schon etabliert ist, kaum mehr möglich sind. Wenn wir in Zukunft nicht nur hoffen und wünschen, sondern belegen wollen, dass Draussenlernen eine sinnvolle Form von Lernen ist, brauchen wir verlässliche Forschungsresultate.
In Skovskolen bei Kopenhagen, wo die Konferenz durchgeführt wurde, wurde uns aber auch deutlich, dass die Herausforderungen für aussagekräftige und sinnvolle Forschungen nicht unerheblich sind. Aber wie heisst das Motto für (Draussen-) Lernen schon wieder: “Sometimes you win and sometimes you learn.”
Rolf Jucker und Lea Menzi, Stiftung SILVIVA
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